INDIEN [Herzensangelegenheit]

Warum Indien?


Impressionskonfetti©

Bunte Farben, Vielfalt & Widerspruch, Dreck, Smog, Rupien, Sari, bunt und anstrengend, Auto(rikshas), Esel, Kamele, heilige Kühe, Yoga, Slums, Ochsen, schlafende Kühe auf Highways, Vegetarismus, Ghandi, einer der ältesten Kulturen, prächtige Gebäude, Dhoti, Lungi und Kurta, Sari, Turbane, schicke Kleider, im Müll schlafende Kinder, lächelnde Gesichter, Gutmütigkeit und Verachtung, Kamele an der Tankstelle, in der Nase popelnde Frauen, spuckende Männer, bunte Märkte, Bettler, Männer in Hemden, Menschen in Lumpen, kein Durchkommen, Gastfreundschaft, Taj Mahal, Elefanten, leuchtende Farben, leckeres Essen, liebevolle Leute, prunkvolle Villen und Paläste, Kutschen, Gebetsmärsche mit lautem Gesang, Hupen, Tuk-Tuks, tausend Eindrücke im Sekundentakt, Sprachenvielfalt, starrende Männer und Frauen, „Hey, wherr arr you frromm? Taxi? Hotel?“, wilde Hunde, Korruption, Schlangenbeschwörer, kleiderlose Kinder, Bananenstände, Raucherstäbchen, buntbemalte LKWs, Götterstatuen, Tempel, Todesangst auf der Straße, kein Abstand, wer hupt kommt durch, Parks als Ruheoasen, Geisterfahrer, Bollywood und Soaps, Hitze, Staub und Schweiß, Mücken, Fliegen, Müllproblem, Riesenameisen, hohe Luftfeuchtigkeit, spannend und manchmal gefährlich. Extrem. Lebendig. Äußerst fotogen. Klingt gut? Willkommen in Indien! Namaskar, Namastè!

Mosaik aus Farben, Gerüchen und Kasten*

Ein Land der Extreme und voller Gegensätze. Es gibt wohl kein treffenderes Adjektiv für Indien als das Wort „bunt“, in jeglicher Hinsicht.

Ein Besuch in Indien bleibt auf jeden Fall unvergesslich. Dieses bunte Land der Kontraste und Emotionen fasziniert und schockt. Die unterschiedlichen Situationen überwältigen und verunsichern. Manchmal wird einem alles zu viel. Zeitweise bist du einfach nur beeindruckt von der Schönheit, oder auch deprimiert beim Anblick von Menschen in unwürdigen Lebensumständen. Religiosität und Spiritualität sind tief verwurzelt, das spürt man überall. Unendlich viele Götter und Gottheiten prägen das Leben in Indien. Das ist immer präsent und sehr spannend. Spirituelle Rituale haben eine beruhigende Wirkung und lassen auch dich den Trubel ausblenden.

Sehr viele Menschen leben ausgesprochen eng miteinander und gestalten ihren schweren Alltag gemeinsam. Dankbar und demütig sind sie füreinander da, die Armen für die Ärmsten. Geben ihre Zeit und Kraft um anderen zu helfen, einander beizustehen. Ein devotes Leben innerhalb einer Kaste* und der Anblick von Bettlern und Straßenkindern, sind in Indien alltäglich. Das ist schlimm und bedrückend. Zwar darf kein(e) Inder*in wegen ihrer/seiner Kaste diskriminiert werden, aber die Realität ist leider eine andere. Manchen Kindern wird geholfen, andere werden nicht beachtet, man sieht sie oft nicht (mehr)… Es gibt viele farbenfrohe, graue und schwarztraurige Momente in Indien.

*Kaste – das Kastensystem in Indien ist eine Einteilung der Menschen in Gruppen mit strenger Rangordnung. Ein soziales Phänomen, religiös begründet und legitimiert. Die Einteilung/Ausgrenzung nach Sozialstrukturen betrifft vor allem Status, Heirat und Arbeitsteilung.

Eine Reise nach Indien mit Kindern?

Ehrlich und subjektiv? Mit meinen Kindern möchte ich (noch) nicht nach Indien reisen. Mir fehlt hier die Muse und der Mut dazu. Natürlich würden die Kinder dieses magische Land lieben, viel lernen können, wahnsinnige Abenteuer erleben und Erfahrungen machen können, die sie noch weltoffener machen. Das Land ist absolut kinderfreundlich. Sie würden aber auch viel sehen, was ich (noch) nicht verantworten möchte. Man müsste viel Zeitpuffer und sehr viele Ruheoasen einplanen, viel erklären und manches beschönigen, weil unsere Kinder einfach, meiner Meinung nach, noch zu jung für manche Wahrheit sind. Der Verkehr in Indien ist erschreckend und auch ein großes Risiko. Meine persönliche Empfehlung: Indienreise geeignet ab ca. 12 Jahren.

Anmerkung: ist man natürlich ausschließlich in Luxushotels und Deluxe-Reisebussen auf organisierten Reisen unterwegs, ist die Sache natürlich eine andere, aber dazu kann ich keine Erfahrung beitragen. Vermutlich ist eine organisierte Reise, die sicherste und beschönigendste Variante. Das entscheidet natürlich jede*r für sich. Vielleicht fliegen wir eines Tages als Familie nach Indien, aber das steht in den Sternen…

Bei einer Indienreise wird man (als Frau) sehr häufig angesprochen und man steht oft ungewollt im Mittelpunkt. Man ist immer wieder eine Attraktion. Die Neugierde wirkt aber manchmal bedrohlich und ist oftmals schwer einzuordnen.

Tipps! Höflich und gelassen reagieren und deutlich machen, wenn du dich nicht wohlfühlst. Grundsätzlich gilt: kleide dich angemessen – mehr ist besser. Trage ein Tuch, ist praktisch in sehr vielen Situationen. Ein Tuch gibt dir Sicherheit, Schutz vor Schmutz und Blicken und ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl. Du fällst nicht so auf.

Good to know: Inder*innen antworten aus Höflichkeit nie mit einem klaren „Nein“ – fordere es nicht heraus. Die linke Hand gilt als unrein. Iss und berühre andere nur mit der rechten Hand. In Indien begrüßen sich die Menschen mit „Namasté“. Dabei legst du beide Handflächen aneinander, hebst sie auf Brusthöhe, nah deines Herzens, und senkst leicht den Kopf.

Das Waisenhaus in Jaipur

Samarpan Sansthan ist eine gemeinnützige Organisation, die 2003 von der Nonne Didi Ananda Gautami in Jaipur gegründet wurde, um jungen Menschen in Not zu helfen. Didi kümmert sich um Kinder/junge Frauen ohne Eltern und um die, deren Eltern nicht in der Lage sind für sie zu sorgen.

Das Leben bei Didi Ananda Gautami gibt den Mädchen Sicherheit, Geborgenheit und vor allen Dingen Hoffnung. Einige der Kinder wurden auf der Straße, unter Brücken und in Bauschutt gefunden. Ein paar von ihnen wurden verkauft oder wegen einer Behinderung verstoßen. Die Schicksale sind grausam, aber um so schöner, ist es zu sehen, wie gut es ihnen nun bei Didi geht. Kein Lager unter einem Blechdach, alle haben ein Bett und ein richtiges Dach über dem Kopf.

Der Lebensunterhalt von Didi und den Kindern wird von Geld-, Essens- und Sachspenden finanziert. Es gibt keine wirkliche Sicherheit, nur Willkür und Hoffnung.

Die Mitarbeit – wie und warum?

Jeden Tag sieht man Menschen, die am Straßenrand ihr Leben fristen und um ihr Überleben kämpfen – aber was kann man tun? Was macht Sinn?

A little help can make a big difference! Wir können helfen, die Träume der Kinder wachzuhalten und ihre Bildung zu fördern, damit sie die Chance und den Willen haben, für eine bessere Zukunft zu arbeiten – für sich selbst und für die Gesellschaft. Verantwortungsbewusstsein und Bildung sind die Eintrittskarte in ein besseres Leben.

Mit großzügigen Spenden von Familie und Freunden in Deutschland, kombiniert mit einem Rucksack voller Sachspenden, kam ich damals mit dem Taxi im Ashram an. Es war der herzlichste Empfang, den ich je in einem fremden Land erlebt hatte – die Kinder waren unglaublich! Die Mädchen von 3-26 Jahren umarmten mich und nahmen meine Hand, um mich herumzuführen – sie waren so aufgeregt, mich zu treffen und mich in jede Routine und jedes Detail mit einbeziehen zu können. Didi begrüßte mich und und stellte mir alle vor – ich konnte mir keinen einzigen Namen merken – es war überwältigend. Anfangs war ich etwas nervös, aber nach einem Augenblick des Ankommens fühlte ich mich sehr wohl – ich freute mich darauf, die Kinder kennenlernen zu dürfen, und mit ihnen die nächsten Wochen verbringen zu können.

Ich hatte einen eigenen Rückzugsort mit Bett, einer Dusch-Toilette und vielen englischen Büchern. So hatte ich zwischendurch ein wenig Privatsphäre, denn das Leben im Ashram war natürlich auch ziemlich herausfordernd und anstrengend. Ich dachte, ich würde mich hauptsächlich um die Kinder kümmern, aber ich merkte schnell, dass indische Kinder sehr selbstständig sind und es gewohnt sind, sich selbst zu versorgen. Sie kochen, spülen ihr Geschirr, waschen ihre Kleidung mit der Hand, fegen und wischen täglich den Boden, helfen sich gegenseitig, Das Nützlichste, was ich tun konnte, war, ihnen Englisch beizubringen und mit ihnen lustige Spiele zu spielen. Ich brachte eine Menge freudebringender Sachen mit, habe Gesprächsrunden angeboten, Englisch unterrichtet und in anderen Fächern unterstützt. Man muss viel mit Bildern und Gestik arbeiten um sich und die Lektionen verständig zu machen.

Die Kinder, die noch nicht lange im Waisenhaus sind, haben überwiegend Schwierigkeiten mit Disziplin und Regeln. Einige stehlen/horten anfangs alles was ihnen in die Finger kommt, weil sie es nicht anders kennen, und noch nicht gelernt haben, dass sie jetzt sicher sind und man sich um sie kümmert. Alle Kids sind sehr wissbegierig und interessiert, an allem was man sagt und tut. Sie brauchen Vorbilder.

Die Arbeitswoche ist in Indien von Montag bis Samstag und so ist Sonntag der einzige Tag, an dem die Schule geschlossen ist. Dennoch kamen die Kinder um 8 Uhr am Sonntag zu mir um mich zu bitten beim Lernen zu helfen. Einige von ihnen standen regelmäßig um 4.30 Uhr auf, um für ihre Prüfungen zu lernen! Die Konkurrenz, und damit der Druck, ist groß. Bildung ist eben der einzige Weg den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen.

Zweimal sind wir in einen großen Park in der Nähe gegangen, um Eis zu essen und eine Auszeit zu nehmen. Es war toll – die Kinder genossen den Ausflug und den Spaß, den wir beim Spielen und mit Seifenblasen hatten, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Normalerweise meditieren und singen die Kinder, oder machen Yoga, um sich zu entspannen. Den Rest der Zeit studieren die Mädchen. Sie führen ein stark spirituelles Leben. Sie erlauben sich nur selten zu spielen – freigestaltete Freizeit ist so gut wie nicht vorhanden. Falls der Strom funktioniert, sehen sie sich manchmal, am Samstagabend, einen Bollywood-Film an.

Indien ist ein wunderschönes, faszinierendes und vielfältiges Land und ich bin froh, es sowohl als Tourist gesehen zu haben, als auch die Möglichkeit gehabt zu haben, ein wenig tiefer zu gehen, indem ich für ein paar Wochen in einer indischen Gemeinschaft leben konnte.

Das Waisenhaus zu verlassen war nicht einfach – der Abschied war sehr schwer, nachdem wir uns alle so nahe waren. Ich hoffe, dass ich eines Tages zurückkommen werde, aber man weiß ja nie, also habe ich es nicht versprochen. Allerdings hatte ich zugesagt, in Kontakt zu bleiben und die Mädchen finanziell zu unterstützen.

Gemeinsam mit meiner Familie, Freunden und Bekannten, sponsern wir inzwischen jährlich das Schulgeld, Uniformen und Unterrichtsmaterial von mehreren Mädchen. Didi und ich sind immer in Kontakt, was Neuigkeiten, Bedürfnisse und Spenden angeht. Wir sind sehr froh, dass wir uns getroffen haben – gemeinsam können wir etwas bewirken!

Samarpan Sansthan in Jaipur ist ein Ort der Hoffnung und Liebe und ich bin überzeugt, dass diese Mädchen in Indien eine echte Chance haben – eine Chance in dieser Welt.

Together we can make a difference! Vielen Dank für deine Zeit!

Wenn du uns unterstützen möchtest oder dich für einen Freiwilligendienst interessierst, sende mir einfach eine persönliche Nachricht!

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