Warum nach Matera ?
Impressionskonfetti©
Matera, Höhlenstadt und UNESCO-Weltkulturerbe, verschachteltes Konstrukt, Labyrinth aus Stein und Fels, Sassi und Gravina, Tuffstein, Kakteen und Kirchen, ein Meer aus Dächern und Treppen, Wolkenkino und Peperoni Cruschi, Höhlen und Olivenbäume, hübsche Hauseingänge, Oleanderalleen und schöne Blumentöpfe, kleine Kätzchen und bunte Schmetterlinge, Wandmalereien, Straßenmusik, Pinienduft und fröhlicher Lärm, glatte Pflastersteine und steile Treppen, Orecchiette, Taralli und Pane di Matera, wandern, flanieren, klettern und staunen, glückliche Kinder, entspannte Eltern, der Duft von Pizza in der Nase und Cuccù. Klingt gut, oder? Buona Giornata! Benvenuto – Willkommen in Matera!
Matera… wow!
Eine ganz besondere Stadt, auf einer felsigen Landzunge, in der Region Basilicata im Süden Italiens. Sie hat uns den Atem geraubt, einen wunderbaren Tag geschenkt und uns berechtigterweise einen sehr teuren Strafzettel beschert. Immerhin für eine wundervolle Durchfahrt mit atemberaubender Aussicht bevor wir dann das Parkhaus aufgesucht haben – leider nicht mit einem Aston Martin wie Mr. Bond*. Die Stadt ist wirklich unvergesslich schön – ganz anders als alle anderen – und natürlich noch viel schöner als auf all den 1.5 Mio vielversprechenden Instagram-Fotos.
*James Bond (Daniel Craig) ist 2019 in „Keine Zeit zu sterben“ in einem Aston Martin durch die engen Gassen von Matera gerauscht. 007 im Ruhestand in Italien.
I Sassi – die Höhlenwohnungen
Matera ist eine der ältesten Siedlungen der Welt. Berühmt für die durchlöcherten Hügel – die Höhlenwohnungen in Felshängen, die sogenannten Sassi, direkt gegenüber dem Flusstal der Gravina. Das ganze Konstrukt ist ohne erkennbare Ordnung. Es sind kleine und große Höhlen, kreuz und quer, verbunden mit steilen Treppen, sich windenden Wegen und engen Gassen. Bis in die 1950er Jahre wohnten die Menschen noch mit Nutztieren in den Sassi während man schon schick und fein an die Adria-Küste verreiste und die rote Sonne von Capri bestaunte, wenn sie im Meer versankt. Die Gassen waren in Matera noch das Abwassersystem und viele Kinder starben wegen der Umstände. Es war der große Schandfleck von Italien bis es dann schließlich eine Räumung und Zwangsumsiedlung in Neubauten gab. Danach standen die Höhlen viele Jahre lang leer.
Hip hang out
Heute ist die ehemalige Geisterstadt total hip. Wohlhabende Leute wohnen in den restaurierten Höhlenwohnungen. Es gibt beeindruckende Höhlenrestaurants, außergewöhnliche Hotels, Galerien, Cafés, Museen und Geschäfte. Viele Höhlen werden gerade eifrig und aufwändig renoviert und einige noch als Müllhalde hinter Gittern zweckentfremdet. Vom Elend zum Gold. Es bewegt sich viel. Diese Stadt bringt dich in eine andere Welt! Cuccù!
Unsere Tipps!
Allgemein:
Matera | Basilicata – eine sehr außergewöhnliche Stadt in der kargen Felslandschaft der Murgia. Eine der ältesten Städte der Welt. Seit 1993 ist Matera Weltkulturerbe. 2019 war sie Kulturhauptstadt. Berühmt für die in Tuffstein gegrabenen Höhlenhäuser – die Sassi von Matera. Noch vor vielen Jahrtausenden unter dem Meeresspiegel. Anreise mit dem Auto: in den Sassi dürfen nur Autos mit Sondergenehmigung fahren, parken musst du also außerhalb des historischen Stadtzentrums. Matera ist nicht an das Bahnnetz angeschlossen. Der nächste Flughafen ist Bari (ca. 60 km). Matera eignet sich ideal als Tagesausflug und als Urlaubsziel für mehrere Tage. Insbesondere wenn man auch gerne wandern gehen möchte, empfiehlt es sich länger zu bleiben. Wir sind früh gestartet und haben den Tag in eine Stadtbesichtigung + Wanderung zu den Höhlen aufgeteilt und saßen bei Dunkelheit wieder im Auto.
Unterkunft:
Bed & Breakfast, Hotel oder Höhlenwohnung mit ursprünglichem Charakter. In Matera gibt es extravagante Unterkünfte für mittleres und großes Geld. Ein sehr besonderer Ort in Matera ist zum Beispiel das Hotel Sextantio Le Grotte Della Civita mit seinen exklusiven Höhlenappartments [unbezahlte Werbung]. Wirklich außergewöhnlich. Einen Campingplatz oder private Stellplätze, von denen man gut nach Matera wandern oder einen Shuttle nutzen kann, findet man etwas weiter außerhalb in der wunderschönen Umgebung.
Essen | Trinken:
Alle lieben die Italienische Küche! Beim Essen geht es hier aber nicht nur um’s Sattwerden, vielmehr ist Essen ein kommunikatives Erlebnis mit Familie und Freunden – ein Ausdruck von Liebe und Lebensfreude… manchmal mehrere Stunden lang. Acht Gänge später, mit kneifender Hose und rumorendem Bauch, kommt dann endlich der Espresso. Schön, aber manchmal ist weniger auch mehr. Die Stars der Küche in Matera sind Brot, Käse, getrocknete Spitzpaprikas, hausgemachte Pasta, Wurst, Fleisch und sehr viel Gemüse – dazu verkostet man einen typischen Wein der Region Basilikata.
- Peperoni cruschi – getrockneten Spitzpaprikas, die für wenige Sekunden im heißem Olivenöl gebraten werden. Die „Chips“ von Matera und Bestandteil vieler regionaler Gerichte.
- Orecchiette alle Cime di Rapa – Öhrchennudeln mit Cima di Rapa (würziger, leicht bitterer Stängelkohl), Sardellenfilets, Knoblauch, Olivenöl und Pecorino. Das Rezept findest du hier
- Strascinati – die Fingernudeln. Eine ähnliche Form der Orecchiette. Etwas größer und offener mit dem typischem „Fingerabdruck“.
- Ferrazzuoli – Nudelspezialität aus der Basilicata. Der dünne Eisenstab, um den sie gerollt werden, hat ihnen den Namen gegeben. Oft serviert mit gerösteten Brotkrumen, Knoblauch und Olivenöl.
- Taralli – ringförmige Cracker, die in der Textur den Grissini ähneln. Meist herzhaft, können aber auch süß sein. Ideal zu Wein und Oliven oder als Nachtisch.
- Cozze – Miesmuscheln, meist pur, in köstlichem Sud mit Brot serviert.
- Spaghetti Vongole – Venusmuscheln (und Miesmuscheln), Spaghetti mit Weißwein, Olivenöl, Knoblauch, Petersilie und Tomaten. Gekocht bis sich die Schalen öffnen.
- Pizza und Pasta – eh klar!
- Pane di Matera – Brot in Hörnchen-Form. Das Korn dafür wird in Matera selbst angebaut und speziell gelagert. Ursprünglich trug jedes Brot einen Stempel (der Familie). Die Stempel wurden verwendet, damit man die Brote den Familien zuordnen konnte, da damals nicht alle einen eigenen Holzbackofen hatten und man einen Ofen gemeinschaftlich nutzte.
- Melanzana rossa – roto Auberginen. Sehen aber eher aus wie Tomaten mit violetten Streifen. Leicht bitter und herzhaft.
- Fagioli bianchi – weiße Bohnen, zum Beispiel als Salat oder als Bruschette serviert.
- Salsiccia Lucanica – italienische Bratwurst, gefüllt mit Brät, meist pikant mit Peperoncini und wilden Fenchelsamen.
- Pecorino – pikanter Käse aus reiner Schafsmilch.
- Cucina Italiana – wohl die beste Küche der Welt! Neben der Thailändischen 😉
Orte | Sehenswürdigkeiten:
Stadtplan besorgen und los geht’s!
- Centro storico Matera – die Altstadt mit Kirchen, schönen Plätzen, hübschen Gassen, Bars, Geschäften, Restaurants, Cafés und vielem mehr. Es gibt wenig Ramsch, dafür umso mehr Gelato, Caffè und bunt bepflanzte Blumentöpfe. Lass dich treiben, denn die schönste Sehenswürdigkeit ist die Stadt selbst, mit all den hübschen herausgeputzten Ecken. Da es immer wieder auf und ab geht, hat man ständig einen tollen Blick über die Dächer und die Sassi.
- Palazzo Lanfranchi – ein Palast von 1672 mit beeindruckender Fassade, sowie Ausstellungen moderner und mittelalterlicher Kunst. Vor dem Palast hat man einen perfekten Ausblick auf die Hochebene und die Sassi. Gut für einen ersten Überblick.
- Die Sassi von Matera – Höhlenwohnungen mit ausgeklügelten Wasserspeichern, die sich wie Schuhkartons kreuz und quer übereinander stapeln.
- Cattedrale di Matera – Kirche im apulisch-romanischen Stil, auf dem höchsten Punkt der Stadt, zwischen den beiden Sassi.
- Chiesa di San Pietro Caveoso – Kirche im Barockstil mit Aussicht auf das zerklüftete Flusstal des Gravina.
- Felsenkirche Santa Maria de Idris – einzigartige, in eine Felskuppe gehauene Kirche mit einer Gruft und erhaltenen Fresken.
- Felsenkirche Chiesa San Giovanni Battista – eine der wichtigsten Kirchen in Matera, außerhalb des historischen Zentrums.
- Felsenkirche St. Lucia alle Malve – Kirche mit Fresken aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist die erste weibliche Klostersiedlung des Benediktinerordens aus dem achten Jahrhundert und die wichtigste in der Geschichte der Stadt Matera.
- MUSMA Museo della Scultura Contemporanea – Museum im Palazzo Pomarici. Über 200 Skulpturen erfüllen die Gewölbe mit Leben. Vorwiegend Werke von italienischen, aber auch von sehr vielen internationalen Künstler:innen.
- Archäologisches Museum und ein historisches Kunstmuseum.
- Piazza Vittorio Veneto – wunderschöner Platz mit Brunnen, Cafés und Geschäften, umsäumt von hübschen Gebäuden. Tagsüber mehr Touristen, abends mehr Einheimische. Hier befindet sich auch die größte Zisterne.
- Palombaro lungo – die größte Zisterne der Stadt. Im 16. Jahrhundert in mehreren Etappen künstlich angelegt. Die Höhle hat ein Fassungsvermögen von 5 Millionen Litern.
- Casa Grotta di Vico Solitario – typisch eingerichtete Felsenwohnung um die Gebräuche und Sitten der Einwohner der “Sassi” besser nachvollziehen zu können.
- Grotta del Casalnuovo – typisch eingerichtete Wohnung mit mehreren Räumen. Einblick in die Vergangenheit der Höhlen(bewohner).
- Castello Tramontano – eine Festungsanlage, die auf einem Hügel an die Altstadt angrenzt.
Tipp! Die Stadt im Morgenlicht und bei Sonnenuntergang bestaunen. Die Stimmung ist einzigartig. Die „blaue Stunde“ ist unwirklich schön und das Farbenspiel ein besonderes Erlebnis.
Der sportliche Teil:
- Parco della Murgia Materana – Landschaft mit Höhlen, Klippen, in Felsen gehauenen Kirchen und imposanten Felsformationen. Hügelige Weite, Wasserfälle und tiefe Schluchten. Ein Wanderparadies direkt vor und um Matera.
- Ponte Tibetano della Gravina – eine Hängebrücke über dem Fluss Gravina. Man gelangt von der Stadt aus über einen steil abfallenden Wanderweg dorthin (Startpunkt: Accesso al Parco della Murgia Materana | via Madonna delle Virtù). Von der Brücke aus führt dann der Pfad weiter zu den verschiedenen Höhlen, von denen aus man einen absolut schönen Panoramablick auf Matera hat. Trittfestes Schuhwerk erforderlich!!
- Höhlen mit Panoramablick – Höhlen auf der gegenüberliegenden Seite von Matera, erreichbar über die Schlucht, via Hängebrücke, und den anknüpfenden Wanderpfad. Hier entstehen auch die wundervollen Fotos, die man so kennt. Mittelschwere Wanderung bis nach ganz oben. Gute Grundkondition, Trittsicherheit und entsprechendes Schuhwerk erforderlich.
Gut zu wissen: Statt durch die Schlucht zu den Höhlen zu wandern, kann man auch bequem mit dem Auto in etwa 10 Minuten durch die Murgia in Richtung Belvedere fahren. Hier hat man dann auf dem gegenüberliegenden Plateau auch diesen unglaublich schönen Ausblick auf die Stadt Matera. Vielleicht dann auch passend auf dem Rückweg?!
Für Kinder:
Leckeres Eis, Höhlen und eine Schlucht mit Hängebrücke… das hat bei unseren Kindern als Marketing gereicht, um sie vorab für die Stadt zu begeistern. Matera hat die Kids nicht enttäuscht. Motiviert sind sie alle Treppen gelaufen, durch die Schlucht gewandert, den Berg hinauf geklettert und haben mit uns die Vergangenheit erforscht. Natürlich gab es on top auch für beide eine Cuccú [eine Pfeife aus Ton in Form eines Vogels] und ein riesiges Eis.
Achtung!
In der Stadt geht es auf und ab. Passendes Schuhwerk macht Freude. Sollte man die Wanderung in die Schlucht, via Hängebrücke, bis hoch zu den Höhlen in Betracht ziehen, ist es ratsam die Wanderschuhe oder zumindest Turnschuhe anzuziehen. Badelatschen sind auf dem Pfad verboten und es macht wirklich Sinn feste Schuhe zu tragen. Wir trittsicheren Allgäuer (haha), die oft über waghalsige Wandertourist:innen in Schlabberschuhen meckern, waren aufgrund der Spontanität in wirklich unpassenden Schuhen unterwegs. Wir hatten in der Tat so unsere Schwierigkeiten an ein paar Stellen. Please bring your hiking shoes!
Es kann sehr heiß in Süditalien werden. Es gibt nur wenige natürliche Schattenplätze in Matera. Zwischen Juni und September muss man meistens mit 30-40°C rechnen. Sonnenschutz muss im Sommer auf jeden Fall mit.
Einige Parkplätze liegen in der ZTL, der Zona Trafico limitato. In diese dürfen nur berechtigte Personen mit Sondergenehmigung einfahren. Achtung! Lichtschranken! Die Durchfahrt ist teuer [we know :-)]. Solltest du im Centro storico übernachten, frage bei der Unterkunft lieber nach, ob du wirklich durchfahren/parken darfst. Ansonsten musst du außerhalb des historischen Zentrums parken. Hier gibt es Parkplätze und Parkhäuser. Der Weg in die Altstadt ist nicht sehr weit.
Vor 20.30 Uhr kann man eigentlich nicht Abendessen – um diese Zeit wird zum Teil noch geputzt und der Stuhl zurecht gerückt. Pünktlich um 21.00 Uhr sind die meisten Plätze in den kleinen Restaurants dann aber besetzt. Reservierung lohnt sich also, oder man muss eben mit einem Aperitif warten – could be worse. Zwischen 13.00 und 16.00 Uhr ist eigentlich „pausa pranzo“ – Mittagsruhe – alles zu…normalerweise… aber in Matera gibt es viele Außnahmen, da die Stadt sich an die Touristen angepasst hat. Bitte habe es aber im Hinterkopf, da es gut sein kann, dass Geschäfte und Restaurants tatsächlich geschlossen sind. Es gehört zur italienischen Kultur und ist nicht ungewöhnlich.
Es ist gut einen detaillierten Stadtplan in der Tasche zu haben. In den kleinen Gassen kann man leicht schon mal irregehen, aber es hilft immer, sich am Turm der Kathedrale zu orientieren.
Summary:
Bella Italia, bella Matera – ein ganz besonderer Ort mit außergewöhnlichem Flair. Die Stimmung ist einzigartig und optisch so wohl nirgendwo zu finden. Trotz Popularität sehr charmant und extravagant. Matera ist eine Reise oder einen Tagesausflug wert. Die spannende Geschichte, die besondere Atmosphäre und die wunderschöne Umgebung sind sehr beeindruckend. Wir erinnern uns gerne zurück an dieses tolle Erlebnis. Grazie, Matera bella!
Viel Spaß in Matera!
Die Previs
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